ORTE UND RÄUME DEUTSCHER VERBRECHEN GEGEN DIE MENSCHHEIT

„Aber ist nicht jeder Fleck unserer Städte ein Tatort? Nicht jeder ihrer Passanten ein Täter? Hat nicht der Photograph – Nachfahr der Augurn und der Haruspexe – die Schuld, auf seinen Bildern aufzudecken und den Schuldigen zu bezeichnen?“ Walter Benjamin „Kleine Geschichte der Photographie“

„Die Spur ist Erscheinung einer Nähe, so fern das sein mag, was sie hinterließ. Die Aura ist Erscheinung einer Ferne, so nah das sein mag, was sie hervorruft. In der Spur werden wir der Sache habhaft; in der Aura bemächtigt sie sich unser“, schreibt Walter Benjamin 1931 in seinem Passagenwerk: „Der Flaneur”.

Was geschah mit den Orten der Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald? Und was wurde getan, um sie zu vergessen? Wie sind diese Orte verändert worden? Was gibt es heute, das an die ehemaligen Orte und an die dort begangenen Verbrechen erinnert?

Die Informationen zu den Orten und den Geschehen in den Außenlagern des Konzentrationslagers Buchenwald wurden in jahrelanger Recherche aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und hier in kurzen Texten zusammengefasst. Die genaue Lage der Orte des jeweiligen Außenlagers, war in der Regel nicht definiert. Häufig gab es irreführende oder ungenaue Beschreibungen. Einige waren aber auch einfach nur falsch.

Die vordergründig dokumentarisch wirkenden Fotografien von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. zeigen Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Sie liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen Geschehenem und Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit.

Mit diesen Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.

Um an diesen Orten und in diesen Räumen die Spuren und die Aura zu erkennen, bedarf es des wirklichen Raumes – des genauen Ortes. Für diejenigen, die diese Räume und Orte erfahren wollen, sind zu jedem Bilde die geografischen Koordinaten des Aufnahmestandpunktes und die geografische Ausrichtung der Aufnahmerichtung genannt.

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