Hessisch-Lichtenau
Das KZ Außenlager in Hessisch-Lichtenau – auch „Lager Süd“ genannt – wurde zwischen 1938 und 1940 in drei Bauabschnitten aufgebaut. Das Gelände gehörte der Stadt Hessisch-Lichtenau und bestand aus 10 Wohnbaracken, 2 Wirtschafts-, 3 Toiletten-, 2 Wasch- und 6 Lagerbaracken bzw. Schuppen. Von diesen 23 Gebäuden waren nur 2 (teil-)massiv errichtet: Der Heizungsraum und ein Materiallager. Es war auf Teilen des Areals eines bestehenden Zwangsarbeiterlagers errichtet worden.
Zwischen August 1944 und März 1945 waren hier 1.000 jüdische Frauen, die überwiegend aus Ungarn stammten, inhaftiert. Die Frauen waren am 2. August 1944 über Auschwitz und Buchenwald nach Hessisch-Lichtenau gebracht worden. Sie mussten bei der Sprengstofffabrik in Hirschhagen Zwangsarbeit leisten. Die Frauen mussten täglich den Weg vom Lager zur Sprengstofffabrik zu Fuß zurücklegen. Die Entfernung betrug insgesamt 12 Kilometer.
Am 29.03.1945 erfolgte die Deportation per Bahn nach Leipzig und weiter Richtung Wurzen. Dort wurden die Frauen durch US-Truppen befreit.
Nach dem Krieg diente das Lager zunächst als Unterkunft für US-amerikanische Soldaten, ab Frühjahr 1946 als Lager für Flüchtlinge. Später wurden einzelne Baracken an örtliche Gewerbetreibende vermietet. In einem Teil des Lagers war das Lichtenauer Realgymnasium untergebracht. Bis Mitte der 1950er Jahre wurden alle Holzbaracken abgerissen bzw. versetzt. 1984 waren auf dem Gelände die Grundschule, die Förderstufe der Freiherr-vom-Stein-Schule sowie ein Kindergarten untergebracht. Heute steht auf dem Gelände die „Schule Heinrichstraße“.