Mühlhausen
Am 3. September 1944 wurde am Ostrand des Stadtwaldes von Mühlhausen das Konzentrationslager Martha II als Außenkommando des KZ Buchenwald eingerichtet. Das Konzentrationslager war in eine größere Barackensiedlung integriert, in der auch Fremdarbeiter und das SS-Wachpersonal untergebracht waren. Es lag östlich der Straße „Am Stadtwald“ und südlich der Straße „Weiße-Haus-Chaussee“. Die KZ-Häftlinge wurden zur Unterscheidung von den Fremdarbeiterinnen mit roter Farbe auf dem Rücken gekennzeichnet.
Im KZ Außenlager Mühlhausen wurden bis zu 700 weibliche, jüdische Häftlinge zwischen 15 und 33 Jahren aus Ungarn und Polen inhaftiert und zur Arbeit bei der Gerätebau GmbH, einem Zweigwerk der Ruhlaer Uhrenfabrik Thiel, gezwungen.
Der mit Fördermitteln des Reichswehrministeriums auf einem 22,5 ha großen Areal im Mühlhäuser Stadtwald versteckte Rüstungsbetrieb der Gerätebau GmbH wurde bereits 1937 erbaut. Die Dächer der von einer Betonmauer umgebenen 300m x 25 m großen Produktionshallen und anderen Gebäude waren zur Tarnung bepflanzt.
Die Arbeit erfolgte im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr. Die Frauen wurden zur Produktion von Präzisionsinstrumenten und Zündern, überwiegend Zeitzünder für Flak-Granaten, gezwungen.
Den etwa 2,5 km langen Weg dorthin und zurück mussten die Frauen auch im Winter barfuss und nur unzureichend gekleidet zurücklegen. Auch die Verpflegung wird als unzureichend beschrieben. Viele Frauen erkrankten bald.
Das Lager wurde im März 1945 aufgelöst und die Frauen ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert.
Eine engere Verbindung zum KZ Außenlager Martha I, in dem durchschnittlich 800 Männer inhaftiert waren, ist nicht auszuschließen. Das Lager der Männer bestand seit dem 20.04.1944.
Die Männer wurden für die Mühlenwerke AG, Betrieb Mühlhausen/Thüringen, später Junkers-Flugzeug- und Motorenwerke, Zweigwerk Schönebeck/Einsatz Mühlhausen zur Herstellung von Flugzeugmotorenteilen gezwungen.
Das Männerlager wurde am 04.04.1945 aufgelöst und die Häftlinge ins KZ Buchenwald deportiert.