Neustadt bei Coburg

Das KZ Außenlager in Neustadt bei Coburg wurde von dem zu Siemens und Schuckert gehörenden Kabel- und Leitungswerk in Neustadt bei Coburg (KLN) gebaut. Siemens lieferte und baute nicht nur die elektrischen Installationen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern, sondern beutete ab 1942 auch die Arbeitskraft von KZ-Häftlingen aus.

Die über 400 von Siemens vom KZ Ravensbrück angeforderten Jüdinnen waren hier seit dem 26. September 1944 in Baracken auf dem Werksgelände „Austraße“ in Neustadt-Coburg untergebracht. Die Bewachung der Häftlinge übernahm die SS-Wachmannschaften, die sich zum Großteil aus ehemaligen Siemens-Arbeitern zusammensetzte.

Die Frauen wurden zur körperlich sehr schweren Arbeit an Trommel- und Verseilmaschinen gezwungen. 22 bis 24 aus der Region angeworbene Aufseherinnen führten die Aufsicht. Mit Schlägen trieben sie die Häftlinge an. Als eine besondere Strafe galten die nächtlichen langen Strafappelle und das mitunter stundenlange Appell-Stehen bei Schnee und Kälte. Todesfälle sind nicht bekannt. Insgesamt acht Frauen, darunter zwei Schwangere, wurden in das KZ nach Bergen-Belsen geschickt und durch Neuzugänge aus Ravensbrück ersetzt.

Das Lager wurde am 6. April 1945 aufgelöst. Die Häftlinge wurden unter SS-Begleitung nach Domazlice (Tsch.) in Marsch gesetzt. 120 von ihnen erreichte schließlich das Ziel.

Auch der Siemenskonzern verweigert bisher jegliche Form zur Übernahme von Verantwortung für diese Taten. Im Gegenteil. Als einer der ersten (1940) und größten Ausbeuter von Zwangsarbeitern (246.000) behauptet er, „… dass mit der Dauer des Krieges dem Konzern eine steigende Anzahl von ZwangsarbeiterInnen zugewiesen worden wäre. Und um die Produktionsvorgaben erfüllen zu können, habe man diese eben beschäftigen müssen“.
Der Siemenskonzern reiht sich in die Liste der Opfer ein.

„Nachdem das Ganze vor 67 Jahren war und bisher kein Mensch danach gefragt hat, bin ich der Meinung, man sollte das einfach ruhen lassen - und ich werde diesbezüglich auch dagegen stimmen (…) Das Ganze hat ein halbes Jahr gedauert, die Frauen, ich betone, durften im Kabelwerk arbeiten, es war für sie mit Sicherheit besser, als irgendwo anders zu sein in dem Fall. Und für das halbe Jahr hatten sie es dort mit Sicherheit besser als woanders“ Stadtrat Gerhard Korn (CSU) Juli 2012.

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